Ökologische Psychiatrie und Psychotherapie
Im November 2023 war es wieder soweit – die DGPPN hat zum europaweit größten Fachkongress der psychischen Gesundheit nach Berlin eingeladen. Im Mittelpunkt standen wie immer brandaktuelle Themen aus Psychiatrie und Psychotherapie. Über 9000 Ärzte, Wissenschaftler und Therapeuten wurden erwartet, ein besonderer Fokus lag dabei auf dem interdisziplinären und praxisorientierten Wissenstransfer.
Das wissenschaftliche Programm greift dabei alle relevanten psychischen Störungen auf und beschäftigt sich intensiv mit biologischen, psychotherapeutischen und sozialpsychiatrischen Inhalten. In trialogischen Veranstaltungen kommen Experten, Betroffene und Angehörige zu Wort und geben wertvolle Einblicke in ihre Erfahrungen. Gleichzeitig werden auch gesundheitspolitische, gesellschaftliche und kulturelle Themen aufgegriffen.
Unser Beitrag zum Symposium:
Partizipative Forschungswerkstätten: Vorgehen, Herausforderungen und Lösungsansätze am Beispiel eines partizipativen Forschungsprojekts zur beruflichen Teilhabe.
Autor:innen
M. Hieber (Günzburg , DE)
S. Feige (Augsburg, DE)
E. Almer (Augsburg, DE)
L. Mayer (Günzburg, DE)
S. Krumm (Günzburg, DE)
Hintergrund: Partizipative Forschungswerkstätten (PFW) stellen ein zentrales Instrument partnerschaftlicher Arbeitsformen in der Wissenschaft dar, allerdings finden sich bislang kaum konzeptionelle Überlegungen zum konkreten Vorgehen. Im Rahmen des partizipativen Forschungsprojekts TAPE zur Untersuchung beruflicher Teilhabe von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen werden PFW eingesetzt mit dem Ziel, Forschungsmethoden, - prozesse und –ergebnisse unter Nutzung verschiedener Perspektiven gemeinsam zu entwickeln bzw. zu diskutieren und ein gemeinsames Verständnis von Partizipation zu erarbeiten.
Methodik: Anhand der Praxiserfahrungen von Forschenden mit und ohne psychische Krisenerfahrungen werden Vorgehen, Inhalte und spezifische Herausforderungen PFW am Beispiel des Projekts TAPE vorgestellt.
Ergebnisse: In monatlichen PFW werden Leitfäden für die qualitative Erhebung erstellt, Schulungen zur Gestaltung qualitativer Interviews durchgeführt, Transkript-Ausschnitte ausgewertet, Begriffe diskutiert oder Erfahrungen mit dem Partizipationsprozess reflektiert. Die PFW ermöglichen, Wissen und Perspektiven zwischen Wissenschaftler:innen und Nicht-Wissenschaftler:innen zu teilen und Partizipation in einem laufenden Prozess zu prüfen und weiterzuentwickeln. Als förderlich zeigt sich eine klare Absprache zur Verteilung der Aufgaben, das Klären gegenseitiger Erwartungen zu Beginn des Projekts sowie der unterschiedlichen Belastungsgrenzen.
Ausblick: Partizipative Forschung kann vor allem dann gelingen, wenn zu Beginn des Forschungsprozesses ausreichend Zeit für die Entwicklung einer Teamdynamik sowie Flexibilität in der Team- und Arbeitsorganisation besteht. Dies stellt das Fundament für gelungene PFW dar, in denen eine gute Balance zwischen wissenschaftlichen Anforderungen und persönlichen Bedürfnissen im Team entsteht und in denen die Wissenschaftler:innen insbesondere die Zufriedenheit der Partizipierenden im Blick haben.
Unser FAZIT:
Partizipative Forschung in TAPE ist gelungen, weil:
- wir uns die erforderliche Zeit zu Beginn des Forschungsprozesses genommen haben,
- wir flexibel mit Teamdynamiken und Team- und Arbeitsorganisationen umgegangen sind,
- wir eine klare Aufgabenzuordnung und Klärung der Verantwortlichkeiten hatten,
- wir uns regelmäßig getroffen haben und uns abwechselnd besucht haben (MMM bzw. Forschungsräume der Uni Ulm am BKH Günzburg) und
- weil wir uns über die konkret umgesetzte Partizipation in TAPE ausgetauscht haben.